Franz Steininger
Psychotherapeutische Praxis

Coming out


Coming-out oder Comingout bezeichnet den Prozess einer Person, sich zu ihrer sexuellen Identität oder ihrer Geschlechtsidentität im privaten oder öffentlichen Kreis zu bekennen, wenn diese von der gesellschaftlich festgelegten Geschlechterrolle abweicht, was aber vorher nicht bekannt war oder nicht bekannt sein sollte. Hauptsächlich wird der Begriff Coming-out für gleichgeschlechtlich empfindende (homosexuelle) Menschen, deren Situation und Probleme jedoch häufig ähnlich jenen Menschen sind, die auf andere Weise von gesellschaftlichen sexuellen Normvorstellungen und Stereotypen abweichen, verwendet. 

Analog zur sexuellen Orientierung (etwa lesbischschwulbisexuellheterosexuellasexuell) durchleben auch Menschen, denen das gesellschaftlich vorgegebene Schema der Heteronormativität in anderer Weise nicht gerecht wird, ähnliche Prozesse. Die gesellschaftliche Erwartung einer heterosexuellen Orientierung ist also nicht der einzige mögliche Anlass eines Coming-outs. Ähnlich wirken eingeschränkte bis fehlende Akzeptanz für sexuelle Vorlieben oder Neigungen, etwa Sadomasochisten oder für weitere Formen geschlechtlicher oder sexueller Selbstverständnisse wie Transvestiten und Transgender.  

Die meisten Menschen werden heteronormativ oder gar heterosexistisch erzogen, das bedeutet, dass man sie so erzieht, als wären sie heterosexuell, ungeachtet der tatsächlich vorhandenen sexuellen Orientierung. Das ist vergleichbar mit der Erziehung von Linkshändern in früheren Tagen, denen dasselbe Verhalten beigebracht wurde wie Rechtshändern.  

Studien belegen, dass die sexuelle Orientierung von genetischen Faktoren zumindest mitbestimmt wird und nach der Geburt nicht mehr veränderlich ist.